Liebe Trader,
es vergeht kaum ein Tag in Deutschland, an dem von politischer Seite nicht die Wichtigkeit der Bildung für die Zukuntsgestalter von morgen hervorgehoben wird. Gebetsmühlenartig ist ständig zu vernehmen: Was ist Deutschland's wichtigste Ressource? Antwort: Bildung! Bildung! Bildung! So schallt es unisono.
Was meinen diese Herrschaften nun konkret mit diesem edlen Vorsatz?
Was für eine Bildung?
Für wen?
Wenn man es im Detail hinterfragt, bekommt man nun folgende Antworten: Man hat mit den verfügbaren finanziellen Mitteln für die Bildung die Schulräume renoviert, man hat die Heizungen im Schulgebäude wieder in Gang gesetzt, oder man hat die Schultoiletten saniert. Sorry, aber gerade beim letzten Punkt, drängt sich dann doch das folgende Bild auf:
Wenn Bildung tatsächlich so aussieht, dann ist Bildung für 'n ...
Ich denke, meine Leser wissen was gemeint ist, ohne jetzt "umgangssprachlich" werden zu müssen. Ich habe das Beispiel vielleicht etwas überspitzt, aber das geschieht mit voller Absicht. Es gibt in diesem "besten Deutschland, das wir je hatten" kein leistungsbezogenes Bildungskonzept, es gibt kaum klassendeckend Unterrichtsmaterialien, die dem digitalen Zeitalter gerecht werden und..., und..., und...
Die Bildung - ich kann es aus eigener Beobachtung heraus beurteilen - ist so einfallslos wie vor 50 Jahren, damals ging das in Ordnung, man hatte nicht die Möglichkeiten, die man heute hätte, wenn man sie nutzen würde.Nochmals eine provokante, doch leider zutreffende Feststellung: Was lernten die Schüler vor 50 Jahren? Antwort: Balladen auswendig. Was lernen die Schüler heute? Antwort: Balladen auswendig. Natürlich nicht nur das. Im Fach Deutsch lernen sie Erörterungen und Inhaltsangaben schreiben, wie einst vor 50 Jahren. Hinzu kommt, dass die Lehrer von heute meistens mit ihren Schülern überfordert sind und von Pädagogik keine Ahnung mehr haben, wenn sie diese sich nicht selbst angeeignet haben. Nur wenige Lehrer entwickeln Eigeninitiative und erlangen deshalb nicht die Anerkennung durch ihre Schüler.
Und so kommt es, dass 98 % der Schülerinnen und Schüler nichts mehr lernen, was sie für das Leben brauchen. Hier ist es also wieder, mein Leit-Thema (auch Leid-Thema ist passend).
Die Mittelschicht blutet systematisch aus.
Und was ist mit den verbleibenden 2%
Ganz einfach: Diese lernen auf jeden Fall Sinnvolles, das, was man für den späteren Beruf einmal braucht. Es gibt eine informative Wissenschaftsreihe von eines privaten Fernsehsenders. Befragt wurden Internats-Schüler aus den "Oberen Zehntausend"-Familien, was sie später einmal beruflich tun wollen. Eine typische Antwort: "Kaufen und Verkaufen!" Lektion verstanden, kann ich da nur sagen.
Und nun fragen Sie einen Durchschnittsschüler von heute dasselbe. Dann bekommen Sie als Antwort: You-Tuber, Lokomotivführer, Polizist, Müllmann, wobei die letzten drei genannten selbstverständlich ehrenhafte Berufe sind, das steht außer Frage. Aber ernsthaft damit befasst, was sie später einmal werden wollen nach dem Motto "ich habe das in den vergangen Jahren in der Schule gelernt und das befähigt mich, später das und das zu tun" hat kaum jemand dieser Schüler.
Lösung
Die Lehrpläne müssen zeitgemäss weiterentwickelt und den erforderlichen Qualifikationen der heutigen Zeit angepasst werden. Erst dann entstehen aus den Bildungsinstitutionen auch wieder respektable Institutionen.
Gideon Pfeil
